Durchgerauscht: Zug lässt Reisende in Emmeln stehen

Geschrieben am 04.03.2024
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Haren-Bahnhof: Und weg war der Zug…

Wenn einer eine Reise tut“, hieß schon früher ein geflügeltes Wort. An dessen Richtigkeit hat sich nichts geändert. Beweis: Heute morgen in Haren am Bahnhof.

So schildert eine Reisende die Geschichte:

Ich bin auf dem Weg nach Münster, mit dem Zug um 09.44 Uhr. Und jetzt stehe ich eine Stunde am Gleis in Haren.

Der Zug hatte eine halbe Stunde Verspätung wegen eines Polizeieinsatzes. Dann kommt er endlich angerauscht - und fährt vorbei. Kurz nach dem Bahnsteigende steht er. Auch der Bahnübergang dürfte dicht gewesen sein.

Dann steigt der Lokführer doch tatsächlich aus und im hinteren Zug wieder ein. Will er zurückfahren, damit wir einsteigen können? Die Lichter gehen an, die Außenspiegel fahren aus, aber dann kommt aus dem Bahnwärterhaus eine Frau in rosa Plüschpantoffeln und läuft zum Zug. Es sei dem Lokführer untersagt, rückwärts zu setzen, aufgrund der erheblichen Verspätung müsse er durchfahren. Der Lokführer steigt wieder hinten aus, vorne ein und weg war der Zug. Das ganze hat fast 10 Minuten gedauert. Uns Wartende mitzunehmen hätte sicher nicht viel mehr an Zeit gekostet als die Diskussion mit der Frau in den rosa Plüschpantoffeln.

Wenn es nicht eine Stunde bis zum Folgezug gedauert hätte und ohne Bahnwartehalle so kalt gewesen wäre, würde ich jetzt lachen. Jetzt nutze ich die viele Zeit, um diese Geschichte zu schreiben.

(Name der Verfasserin ist der Redaktion bekannt)

Diese Geschichte ließ uns keine Ruhe. Deswegen haben wir



bei der Westfalenbahn nachgehakt, mit folgenden Fragen:

Wissen Sie von dieser Gegebenheit?

Kommt derartiges öfters vor?

Dürfen Züge im Bahnsteigbereich nicht rückwärts fahren? Und wissen die Zugführer davon?

Haben Fahrgäste hernach Anspruch auf Entschädigung, z. B. wegen beruflich erlittener Nachteile oder verpasster Termine?

Wie sollen sich Fahrgäste in ähnlichen Fällen verhalten?

Nach ein paar Stunden die prompte Antwort von der Pressestelle der Westfalenbahn:

.. vielen Dank für Ihre Anfrage. Hierzu kann ich Ihnen mitteilen, dass es heute zwischen 9.36 und 9:56 Uhr, auf der Linie RE 15 zwischen Papenburg und Aschendorf zu einer Kollision mit einem unbekannten Gegenstand kam. Nachdem die Situation durch den zuständigen Notfallmanager vor Ort geprüft und bearbeitet wurde, konnte der betroffene Zug mit einer Verspätung von etwa 30 Minuten seine Fahrt fortsetzen.

Im weiteren Verlauf traten ungünstige Wetterbedingungen auf, insbesondere starker Nebel, der die Sicht auf den Bahnsteig in Harem (sic) beeinträchtigte und dazu führte, dass der Halt dort verpasst wurde, da die Bremsung schlichtweg nicht ausreichend war, um noch rechtzeitig anhalten zu können. Obwohl zunächst eine Rückführung des Zuges am Bahnsteig mit dem Fahrdienstleiter abgestimmt war, wurde dies aufgrund der bereits aufgetretenen Verspätung durch die Betriebszentrale (BZ) des Infrastrukturbetreibers DB InfraGo AG, unterbunden. Somit war es notwendig, dass der Zug seine Fahrt in Richtung Münster (Westf.) fortsetzte.

Bei Zugverspätungen, verpassten Anschlüssen oder ausgefallenen Zügen haben Fahrgäste Anspruch auf Entschädigung. Die Entschädigung gilt ausschließlich für das genutzte Ticket und kann nicht auf Privatangelegenheiten übertragen werden. Weitere Informationen zu den geltenden Bedingungen und Fahrgastrechten finden Sie auf unserer Website unter: https://www.westfalenbahn.de/informativ/fahrgastrechte-kundengarantien/fahrgastrechte/

Mit freundlichen Grüßen

Ob die Verkehrswende so gelingt? Was meinen Sie? Und Kommunikation am Bahnsteig hätte doch auch was. Oder einfach: Kundenorientierung! Rosa Plüschpantoffeln reichen da nicht.